Meine story

Die Geschichte meines Weges nach Afrika

Was mich nach Afrika brachte, ist das Erbe meines Vaters. Er half mir, meinen Weg einzuschlagen und mit Mut zur Menschlichkeit mein Lebensprojekt in Westafrika zu starten.

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Wie alles begann

„Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“ Ein typischer Spruch, den man oft genug gehört hat.

Ist die sich gerade öffnende Tür gleichwertig mit der geschlossenen oder ist sie nur ein Trostpflaster? Sieht man überhaupt die sich öffnende Tür in tiefer Trauer um einen geliebten Menschen? 

Das muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Bei mir war es weder gleichwertig noch nur ein Trostpflaster. Ich verlor meinen Helden, meinen Papa, 2017 in Mali. Meine Familie und ich durften eine Hinterbliebenenreise nach Mali in das Camp Castor antreten. Dort verbrachten wir fünf Tage, um die letzten Tage im Leben meines Papas nachzuempfinden, er war zum diesem Zeitpunkt schließlich schon sechs Monate nicht mehr bei uns.

Ich kann mich noch gut an das letzte Telefonat mit meinem Papa am 22.07.17 erinnern. Ich kam gerade aus meinem Wanderurlaub wieder und habe ihm alles detailliert berichtet, da ich sonst immer mit meinen Eltern in den Wanderurlaub gefahren war. Zudem hatten wir geplant, nach seiner Rückkehr im August 20217 ein Sportfest zu besuchen. Doch es sollte alles anders kommen. 

Ich weiß noch, dass ich ihm während des Telefonats sagen wollte, wie unfassbar lieb ich ihn habe und dass ich für all das, was er ist und mir gegeben hat unendlich dankbar bin. Statt es gleich zu sagen, hob ich es mir für einen Brief auf, den ich ihm schrieb. Er konnte ihn nie lesen. Ich nahm ihn mit zur Reise und legte ihn auf das Denkmal am Absturzort.

Seitdem hat sich mein Leben verändert. Während der Reise spürte ich nicht nur unser Leiden, sondern ich sah auch das Leiden und die Armut der Menschen vor Ort. Wahrscheinlich kennt jeder die innere Stimme, die ab und an zu einem spricht. Genau diese ließ mich in diesen Tagen nicht mehr los. Genauso wie ein Satz meines Papas während eines Gesprächs über soziale Hilfe: „Wenn du dich wirklich engagieren willst, dann bewirke etwas Gutes für die Kinder in Afrika“. 

Es hat mich zutiefst bewegt, ich wusste noch während des Aufenthalts in Mali, dass ich was unternehmen muss. Mir war aber auch bewusst, dass es nicht Mali sein konnte. Zu tief waren mein Schmerz und die Trauer. 

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Der Aufbruch

Zurück in Deutschland ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los, doch musste ich mich erstmal auf den Beginn meines Studiums 2018 in Kassel konzentrieren. 

Keine Chance – ich konnte mich nicht auf das Studium konzentrieren. Mein Körper war anwesend, doch meine Gedanken waren in Afrika. Ich informierte mich über mehrere Monate hinweg bei etlichen Organisationen über Reisen und Hilfe in Westafrika, doch keine bot das an, was ich wirklich wollte. 

Fast hätte ich aufgegeben, doch dann erzählte ich einer Professorin von meinen Plänen. Sie kannte jemanden aus Togo und gab mir dessen Kontaktdaten. 2019 war es dann endlich soweit: Am 10. Februar landete ich in Lomé/Togo. Ich durfte für zwei Monate das Leben mit der Familie Atsuvia teilen, welche inzwischen meine togoische Familie geworden ist. Zudem unterrichtete ich am Collège Protestant.

„Was habe ich in den ersten Wochen allein in Togo gespürt“, ist eine Frage, die ich häufig gestellt bekomme.

Nun, ich bin ehrlich. Ich wollte sofort wieder abreisen. Jeden Abend kamen mir die Tränen. Ich war 21, das erste Mal so weit von zu Hause weg. 7.214 km um genau zu sein. In einer Kultur und Umgebung, die mir bisher komplett fremd war. Kein Einziger um mich herum, den ich kannte, dem ich mich anvertrauen konnte. 

Auch das Klima machte mir zu schaffen. Temperaturen von 29 bis 37 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von 80-95%, ein Zimmer ohne Fenster mit einem Ventilator an der Decke, der ab und an den Geist aufgab, da der Strom des Öfteren ausfiel. Eine Toilette, aus der regelmäßig Kakerlaken und kleine Mäuse krochen, die mich öfter besuchten. Duschen und dabei stets darauf zu achten, dass kein Wasser in den Mund kommt, da es verunreinigt ist.

Männer, die mir regelmäßig einen Heiratsantrag machten. Wobei es viele ernster meinten, als mir lieb war. Kinder, die teilweise Angst vor meiner Hautfarbe hatten und mich mieden. 

Zu allem Überfluss auch noch die eigene Trauer, die mich zu dieser Zeit stark im Griff hatte und lähmte. Zu guter Letzt landete ich dann auch noch nach gerade einmal zwei Wochen in Togo mit einer Magen-Darm-Infektion im Krankenhaus.  

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Togo liebe

Auf den Punkt gebracht: Es war ein kompletter Schock und hätten mich meine Liebsten aus Deutschland nicht so unterstützt, wäre es wohl niemals zu dieser bedingungslosen Liebe zu Togo gekommen.

Vermutlich war aber auch dieser Start genau das, was passieren MUSSTE, um wirklich in Togo anzukommen. Die ungeschönte Realität. Ich wollte das echte Alltagsleben einer togoischen Familie kennenlernen und nicht in einem Hotel wohnen. 

Der Aufenthalt war zu Anfang ein Teil meiner Trauerbewältigung. Doch nach ein paar Wochen bemerkte ich, dass diese Familie und diese Schule die Tür war, die sich für mich öffnete. Die Familie, die Schüler*innen und das Land sind mir ans Herz gewachsen. So sehr, dass ich spürte: Ein Teil von mir ist ab jetzt auch hier zuhause.

Ich entschloss mich direkt nach der Rückreise, dieses Gefühl mit den Menschen in Deutschland zu teilen. Den Menschen vor Ort zu helfen und das in Form meines Projekts für das Collège Protestant. Für mich zudem eine Möglichkeit, um meinem Helden, meinem Papa, ein Denkmal zu setzen und ihn stolz zu machen. 

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Seit 2019 engagiere ich mich ehrenamtlich in Togo und konnte bereits vielen Menschen helfen – vor allem den Schulkindern am Collège Protestant. Die Dankbarkeit, Herzlichkeit und das Leuchten der Kinderaugen zeigen mir, dass schon ein einzelner Mensch viel bewegen kann. Wie unglaublich groß sind dann erst die Möglichkeiten, wenn wir alle zusammen einen Beitrag leisten? Sei dabei und unterstütze die Kinder in Togo. Alle Spenden fließen zu 100% in das Projekt.